Alles ist ESG: ein Zukunftsthema ohne klare Zuständigkeiten

ENFCO Survey-Results ESG & Compliance, Whitepaper February 2024

Unter dem Titel „ESG & Compliance“ führte ENFCO (European Network for Compliance Officers), in dem auch der BCM Mitglied ist, zwischen dem 2. Oktober und dem 17. November 2023 eine europaweite Umfrage durch. Das Ziel: Einen Überblick darüber zu bekommen, wie unterschiedlich ESG von den Compliance Verantwortlichen wahrgenommen wird und wie die Unternehmen damit umgehen. 505 Personen, darunter auch viele BCM Mitglieder, haben daran teilgenommen. 74 Prozent der Befragten waren im Compliance Bereich und 17 Prozent im juristischen Bereich tätig. Alle Unternehmensgrößen waren gleichmäßig vertreten.  

Die Umfrage thematisiert ESG-Definition und Rahmenwerk, Verantwortlichkeiten und Organisation, Implementierung, Zukunftsperspektiven und demografische Daten. 

 

Definition und Framework  

Alles ist ESG: So lässt sich die Meinung der Befragten am besten zusammenfassen. Die damit verbundenen Hauptthemen sind laut den Umfrageergebnissen Klimaschutz, Menschenrechte, Umweltrecht, CSR und Ressourcen. Arbeitsbedingungen und Antidiskriminierung sind ebenso häufig genannte Antworten. Am seltensten erwähnt wurde die Exportkontrolle, obwohl diese im Hinblick auf die erweiterte Lieferkette eine wichtige Rolle spielt.  

ESG und Compliance werden als eng verknüpft und äußerst wichtig für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens angesehen. Als Gründe für eine Auseinandersetzung mit ESG werden gesetzliche Notwendigkeit (71 Prozent), externer Druck (57 Prozent) und innere Überzeugung (56 Prozent) angegeben. Nur zehn Prozent der Befragten nehmen an, dass ESG in der Zukunft an Bedeutung verlieren könnte. Nur sechs Prozent der Befragten geben an, dass ESG in ihrem Unternehmen kein Thema ist, die Hälfte führt dies auf einen Mangel an Fachwissen oder Ressourcen zurück.  

 

Verantwortlichkeiten und Organisation 

Die Relevanz von ESG ist in Unternehmen hoch angesiedelt, in drei von vier Unternehmen sind entweder das Top-Management oder das Compliance Management für ESG verantwortlich. Jedoch liegt die Zuständigkeit für ESG nur selten in einer Abteilung. Die Verortung des Aufgabenfeldes in Unternehmen scheint noch nicht festzustehen: 52 Prozent der Befragten gaben an, nicht zu wissen, ob die derzeitige Zuordnung in naher Zukunft bestehen bleiben wird. Auch gaben nur zwölf Prozent der Befragten an, dass die Compliance Verantwortlichen die Zuständigkeit für ESG übernehmen sollten. Die Mehrheit der Befragten geht davon aus, dass der Umfang von ESG zunehmen wird. Zwei Drittel prognostizieren, dass dafür mehr Personal und Budget zur Verfügung stehen werden. ESG wird definitiv als ein Zukunftsthema angesehen.  

 

Implementierung 

Die drei am häufigsten genannten Themen, mit denen sich die Befragten derzeit beschäftigen, sind Anti-Diskriminierung, Arbeitsbedingungen sowie Unternehmensethik und -kultur. Diesen “Social”-Themen folgen die “Environmental”-Themen beginnend mit Klimaschutz. Das übliche “Governance”-Thema Risikomanagement landet auf dem 9. Platz. 

Auf die Frage, wie weit der Fortschritt der Unternehmen bei den einzelnen Themen reicht, betrachten die Befragten den Kampf gegen Korruption, Exportkontrolle, Arbeitsbedingungen, Risikomanagement, Society Sponsorship und Internes Kontrollsystem als (sehr) gut umgesetzt. Die Umsetzung der EU-Taxonomie, Ressourcennutzung sowie Kreislaufwirtschaft und Klimaschutz befindet sich laut den Umfrageergebnissen noch in einem frühen Stadium. 

Dreizehn Prozent gaben an, dass das Thema ESG im Unternehmen nicht ernst genommen wird. 

 

Zukunftsperspektiven 

Als die kritischsten Herausforderungen für die Compliance Verantwortlichen identifizieren die Befragten CSR/ESG (87 Prozent), Datenschutz (86 Prozent), IT-Compliance und Antikorruption (jeweils 81 Prozent). Künstliche Intelligenz folgt mit 77 Prozent dicht dahinter. Die Hälfte der Befragten gibt an, dass das Unternehmen, in dem sie tätig sind, Schritte eingeleitet hat, um diese Herausforderungen anzugehen. Nur 2 Prozent zweifeln an der Fähigkeit des Unternehmens, die Herausforderung „ESG“ zu meistern. 

Den Blick in die Zukunft gewandt, gaben acht Prozent der Befragten an, dass die erforderlichen technischen Anforderungen (Fachwissen) in der Compliance sowie die persönlichen Anforderungen (Skill-Set) innerhalb der Rolle des Compliance Managers und der Umfang der Compliance bezogenen Aufgaben im Laufe der kommenden drei Jahre zunehmen werden. Doch nur rund 50 Prozent erwarten, dass damit weitere Personalressourcen und eine Erhöhung des Budgets einhergehen werden. 

 

Sie wollen es genau wissen? Alle Ergebnisse der ENFCO Umfrage gibt es hier:  ENFCO Survey “ESG & Compliance”